Core Plugins – Fluch oder Segen

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 15 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Die WP Hacker Mailing Liste ist immer für eine Diskussion gut und bisher habe ich dort gern mitdiskutiert, trotz meines sehr schlechten Englisch und der Scheu vor Diskussionen, die nicht in der Muttersprache verlaufen. Einige Punkte konnten dort schon aus meiner Sicht und der Sicht der deutschen Anwender erreicht werden – was ich bemerkens- und lobenswert finde.
Aktuell gibt es eine neue Diskussion, die die Entwicklung zu Core Plugins zum Thema hat. Andrew, versierter und interessierter Entwickler, hat das Thema in einem Gastbeitrag der WP Tavern aufgenommen und bringt einige wichtige Punkte zum tragen.

Auch ich möchte meine Sicht der Dinge ein wenig darlegen und rufe zur Diskussion auf. WordPress ist aus meiner Sicht eine Applikation die Spaß macht und das Potential in sich trägt, weiterhin nutzbar und zukunftsträchtig zu sein. Diese kurze und einfache Form meiner Meinung meine ich aus der Sicht eines Anwenders und ebenso eines Entwicklers. Ich will nur kurz und bündig Möglichkeiten zeigen, die ich mir in dem Punkt wünsche und wie ich mir ein WordPress der Zukunft vorstellen könnte, ohne den jetzigen Pfad zu verlassen und die Nutzung parallel zu gewährleisten – quasi ohne einen Start bei Null.

Core Plugins

Core Plugins erlauben es, dass der eigentliche Core von WordPress schlank bleibt und man sich die notwendigen Erweiterungen mit Hilfe der Core Plugins holt. Damit schaltet man nur Funktion zu, die man auch wirklich benötigt bzw. die von anderen Erweiterungen, zum Beispiel Plugins aus der Community, gebraucht werden.

Fahrplan

Bisher ist die Philosophie von WordPress: wachse, erweitere mehr und mehr; wie ich das auch in den Gedanken zu 2009 schon veröffentlicht habe. Dies liegt aus meiner Sicht sicher daran, dass der Großteil der Benutzer immer mehr Funktionen möchte, was auch schon an der Wunschliste von WordPress zu sehen ist.

Pro & Kontra

Das Entwicklerteam um WordPress tut sich schwer mit Entscheidungen, was kommt in den Core und was nicht. Zum Teil werden ewige Diskussionen geführt, bis man es umsetzt. WordPress ist bekannt für ein schnelles Wachstum und Funktionsvielfalt. Aus diesem Aspekt heraus ist es sicher schwer, zu sagen, wir nehmen bestimmte Bereiche heraus und stellen sie als Plugin zur Verfügung. Dies bedeutet aber eine angekoppelte Entwicklung, was mehr Zeit kostet und die scheint WordPress nie zu haben. Ich stimme zu – damit wird die Entwicklung träger, der Aufwand des Testens höher und die Vielfalt hat keinen gemeinsamen Standard. Aber ist es nicht ein Mehrwert, wenn man ein schlankes stabiles System hat, welches man mit den den entsprechenden Plugins um die benötigten Funktionen erweitert?

Aus meinem Umfeld der eigenen Entwicklungen, veröffentlicht oder nicht, rund um und mit WordPress weiß ich, wie viel Aufwand es bedeuten kann, Plugins aktuell zu halten und entsprechend zu testen. Ich kann verstehen, wenn man sich gegen Core Plugins ausspricht. Aus dem Blick der unterschiedlichen Anwendungen und Lösungen, die ich mit WordPress umgesetzt habe, kann ich aber die Entwicklung in die Richtung Core Plugin nur unterstreichen.

Core Plugin oder klassisches Plugin?

In diesem Zusammenhang stellt sich aber dann auch unwiderruflich die Frage, warum Core Plugins, warum nicht die klassischen Modelle der Plugins im wordpress.org Plugin Repository? In diesem Verzeichnis zeigt sich besonders stark, wie aktiv die Community um WordPress ist und die Vielfalt der Plugins ist unüberschaubar, eine Prüfung des Code ist für die einzelnen Plugins nicht zu gewährleisten (was ich im Grunde auch unterstützte, so lange sie GPL sind; aber das ist eine andere Diskussion). Die Möglichkeit der Core Plugins sehe ich da anders, denn sie könnten diese Sicherheit geben und den gleichen Standard wie der Core selbst haben.

Versionsaufwand

Durch die vielen Versionen von WordPress, die auch nicht wenig im Umlauf sind, ist es schwer Plugins an alle Versionen anzupassen. Seit Version 2.7 ist die Bereitstellung von Schnittstellen und Möglichkeiten für Entwickler viel konsistenter und übergreifender geworden. Ich selbst tue mich schwer auf Systeme mit niedrigeren Versionen zu portieren und ich kenne diese Meinung auch von anderen Entwicklern, die viel mehr von Code verstehen als ich – es macht einfach keinen Spaß ist mein Grund. Aber es ist nicht der einzige, es sind auch die Möglichkeiten und die saubere Implementierung, die seit 2.7 übergreifender und durchgängiger umgesetzt wurde.
Ähnlich ist die Diskussion zu PHP5, die ich auch hier nicht anschneiden will – schauen wir, was WordPress 2.8 bringt oder Matt am 14.Februar in Jena dazu sagt. Die WP Hacker Mailing Liste hat auch dazu eine umfangreiche Diskussion.

Nochmal Core Plugin

Mit Hilfe der Core Plugins, um wieder zum Thema zurück zu finden, sehe ich Chancen für stabilen Code mit mehr Aufwand aber ebenso großen Feedback. Plugins können sich darauf beziehen, können diese abfragen und die Performance könnte davon profitieren. Die Vielfalt der Möglichkeiten, die WordPress jetzt schon bietet, wäre noch größer und leichter zu begründen. Jedes Core Plugin ist einzelnen erhältlich oder komfortabel über einen Builder für eine Komplettversion zu bekommen.

Ein Beispiel

Um das ganze ein wenig plakativer zu gestalten, soll ein Beispiel dienen, welches in der Vergangenheit zu viel Ärger und Diskussionen geführt hat, nicht nur bei Entwicklern – die Revision in WordPress seit Version 2.5.
Diese Funktion ist für die Nutzung als CMS und mit unterschiedlichen Autoren in WordPress unumgänglich. Sie stellt aus dieser Sicht einen Mehrwert her – gibt aber gleichzeitig sehr viele Datenmengen in die Datenbank. Dies ist vor allem dann unnötig, wenn man das Blog allein betreibt und auf diese Bereicherung im CMS-Sektor verzichten kann. Aus meiner Sicht stellt gerade die Revision in WP ein typisches Produkt für ein Core Plugin dar. Wer es benötigt, der aktiviert es und fertig. Ich kenne so viele WordPress-Nutzer, die diese Funktion noch nicht mal kennen, sich nur über das Feld im Backend wundern und die großen Datenmengen beim Backup bestaunen. Im Standard gibt es keine Möglichkeit diese Funktion einzuschränken oder zu deaktivieren – dazu ist ein Eingriff in die Konfigurationsdatei notwendig oder das Nutzen eines Plugins. Dank der großen und freien Community wird so was kommuniziert – erreichen kann man damit trotzdem nie alle und Dienstleister bereinigen dann die Daten, wenn der Kunde es wünscht.

Fazit

Daher stimme ich für Core Plugins, parallel entwickelt mit und für den Core, gern in Abhängigkeit der Version des Core. Ebenso bin ich für die eigenständige Form der Core Plugins und die Freiheit für Entwickler in den bekannten Plugins aus dem wp.org Plugin Repository.

Geschafft

Wunderbar, du hast es bis hier gelesen? Schon dafür danke ich und sage Entschuldigung: Nun sind es doch einige Zeichen mehr geworden, gesagt habe ich trotzdem nicht alles und vielleicht bin ich auch komplett auf dem Holzweg, aber es ist eine Meinung und Open Source ist aus meiner Sicht eben mehr als Nehmen und Geben von Source Code, es ist auch die Freiheit mitzumachen, mitzudenken und zu diskutieren – ja geradezu Anregen zum Diskutieren.

Von Frank Bültge

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