Projekt Five Speed

Das Bike ist fertig; glücklich
Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 11 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Leidenschaft ist ein Motor – für mich als Person nehme ich dies in Anspruch. Ich glaube, dass vieles nur halb so schön wäre, wenn ich es immer mit gewisser Vernunft angehen würde. Ich reise nicht selten spontan, muss weg. Ähnlich geht es mir mit Projekten der verschiedensten Formen. In diesem Zusammenhang ist auch mein aktuelles neues Rad entstanden – Projekt Five Speed.

Einige Hintergründe und Hinweise, mit dem gewissen Augenzwinkern bei einem Projekt der Unvernunft, für die, die Interesse haben und nicht nur auf meiner Artikel mit Source Code schauen.

Das Resultat nach vielen Überlegungen und noch mehr Recherche nach den entsprechenden Parts sieht aktuell so aus – das Foto entstand nach der ersten Fertigstellung und der Probefahrt – eine glückliche Taufe.
Das Bike ist fertig; glücklich

Warum

Seit gut zwei Jahren trage ich mich mit dem Gedanken auf ein 28er umzusteigen. Mein Weg zur Arbeit strampel ich bisher via 26er, meinem liebsten Gefährt der letzten rund 60.000km. Dabei habe ich einige Umrüstungen vorgenommen um dem Weg, vorrangig auf Asphalt, entgegen zu kommen. Trotzdem sind die kleinen Rennen am Morgen mit einem 26er nur mit viel Arbeit in den Beinen zu bestreiten 😉 Der Kampf wird härter; ich werder älter und die Alten kämpfen mit unlauteren Mitteln – E-Bikes sind im Trend und machen uns Puristen das Leben schwer – ich muss sie am Morgen oder auf dem Weg nach der Arbeit überholen.
Natürlich sollte man diese Worte mit einem gewissen Abstand lesen, aber ich mag das kleine Rennen der Hobbytreter und sehe dabei nur den Spaß, nicht die Verbissenheit.

Single – oder Five Speed

Bei der Suche nach einem neuen Rad war daher der Weg zum Single Speed nicht weit. Einfachheit, Reduzierung auf das Wesentliche ist wohl ein Teil von mir und nirgends kann man dies besser ausleben als beim Rad. Single Speed bringt diese Idee auf den Punkt, wenn auch aus einem anderen Gesichtspunkt bei der Historie dieser Idee. Nun wohne ich nicht in ebene Terrain, sondern muss den einen oder anderen Berg bewältigen und liebe dies auch. Darum war die Überlegung schnell geboren – eine Schaltung muss sein, den Charakter des Single Speed wollte ich trotzdem waren. Die Auswahl bei Nabenschaltung lässt geschmacklich und gewichtstechnisch nicht viel Spielraum; die Auswahl wird schnell klein. Im Endresultat habe ich mich für eine 5-Gang Nabe von Sturmery Archer entschieden, meiner Ansicht nach perfekt für die Ziele.

Der Rahmen

Doch das größte Problem war der Rahmen. Natürlich gibt es heute ausreichend Auswahl. Der Händler des Vertrauens kann bestellen, was man will. Das Netz ist geflutet von Individualbikes und Kopien der besten Vertreter. Aber ich wollte es nicht zu einfach, nicht ohne Leidenschaft und der Suche nach meinem Kompromiss. Ein Kompromiss ist es fast immer, denn der perfekte Rahmen ist schwer zu bekommen, wenn man sich gewissen Eckdaten setzt. So war mein Favorit immer ein Colgano Master. Die Form und der Mythos machen es für zu einem der schönsten Rahmen der Welt. Der Preis drückt dies aus und ein Rest Vernunft siegte. So begab ich mich weiter auf die Suche – etwas bezahlbares, möglichst italienischer Natur, Stahl muss es sein und insbesondere: ein gemuffter Rahmen war unabdingbar. So wurden die verschiedenen Quellen abgesucht, das Social Network strapaziert und über einen Zeitraum von rund 1,5 Jahren blieb die Suche erfolglos. Aber dann, ich fand ihn und ich fand auf Anhieb wunderbar. So kam dann das Rad auch wenige Tage später zu mir und erste Runden wurden gedreht. Prüfen, was geht, wie sich ein Rad dieser Art fährt und was ich verändern muss, um mich wohl zu fühlen. Die Tipps der Freunde beachten und der immer wieder gelobte Rennlenker muss getestet werden.
Fast fertig - Five Speed mittels Cicli B

Inspiration und Resultat

Ideen und Bilder zu dem Thema gibt es genug. Das Netz wird geflutet, Single Speeds sind im Trend und stellen eine erstklassige Methode dar um sich als Rad-Schrauber in Punkto Optik und Design zu beweisen. Diese Form der Räder haben wenig Technik, wenig Ablenkung und wenige Ansatzpunkte, die die Optik zerstören. Daher eignen sie sich besonders gut für die Darstellung von gutem Design in Verbindung mit dem geliebten Rad. Mein Zoo kann das sicher beweisen, ist er doch klein.

Nun denn, am Ende muss man sich selber finden und erstellen, was man mag. So gab es auch für mich bestimmte Eckdaten zwischen Vernunft, Enthusiasmus und Möglichkeiten des eigenen Geschicks. Vieles ist toll, ab und an nutzlos oder auch nicht realisierbar für das eigene Können oder die Preisklasse. So sammelten sich diverse Ideen in meinem Kopf die immer wieder diesen schlanken Rahmen mit Holz kombinieren und erstrahlen lassen.

Die Abbildung von Holz soll sich in den ”Schutzblechen“ und im Lenker wieder spiegeln. Aktuell versuche ich mich noch daran, eigene Objekte zu erstellen und via Leimholz einen Lenker zu kreieren. Der Schutz vor Dreck übernimmt nur die Holzoptik, Kunstharz ist resistent gegen Feuchtigkeit, leicht zu pflegen und optisch flexibel. Sie sind nun verbaut und nützlich. Am Ende will ich es fahren, nutzen und km strampeln. Dafür muss es in erster Linie robust sein und wenig Pflege benötigen – so weicht dann doch des öfteren die Leidenschaft der Vernunft.

Aktuell ist der Lenker mein Favorit beim Fahren. Ein gekürzter Rennlenker, der mich in langer Position Ruhen lässt und das Ziehen am Berg ebenso ermöglicht. Die Bremsen sind schnell erreicht und griffig und waren für mich nie anders denkbar. Die Erfahrung aus dem alltäglichen Mountainbike fahren fordern bei mir diese Art der Bremsgriffe. Ich will nicht an einem Rennlenker ziehen und bremsen.

Bei der Beschaffung der einzelnen kleinen Teile wird man nach erster Euphorie schnell an dem Punkt kommen, dass es nicht so einfach ist, wie gedacht. Entweder man greift tief in den Geldbeutel oder bringt eine gewisse Geduld und Entspanntheit mit. Die Bilder im Netz zeigen viele Möglichkeiten auf, sind jedoch unter einem anderen Ziel erreicht und die resultierenden Preis bilden dies auch ab. Insofern gut schauen, wo will man hin, was soll erreicht werden.

Ich für meinen Teil habe gut Kompromisse gefunden. Wichtig war mir der schlanke gemuffte Rahmen und der Erhalt diverser Parts, die die Optik unterstreichen. Daher ist weiterhin so viel wie möglich und nötig an Campagnolo Teilen verbaut, bis hinzu Schrauben für den Verschluss von Öffnungen. Ebenso der klassische Sattel seiner Zeit und dessen glasklarem Kunststoffunterbau.

Entscheidend ist, das eigene Glück beim Fliegen über den Asphalt. Die vielen Stunden am Bauen und dann der erste Ritt können wohl nicht verglichen werden mit dem Erweb eines fertigen Bikes. Die Leidenschaft ist eine andere, die Zusammenkunft jedes einzelnen Teiles mit dem Fahren ebenso. Ich liebe es, mit all seinen Rundungen.

Die Parts

  • Rahmen: Cicli B
  • Laufräder: Halo Aera + Schwalbe Reifen
  • Nabenschaltung: Sturmey Archer SRF 5
  • Kurbeln, Kettenblatt und div. Kleinteile: Campagnolo
  • Bremsen: Suntour Superbe Pro
  • Pedalen: Shimano XTR
  • Fender: Chris Diamond

Update: ein kleines Review nach div. km ist im Review Artikel zu finden.

Von Frank Bültge

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