Projekt FiveSpeed: Review

FiveSpeed
Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 11 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Ende April diesen Jahres war der erste Entwurf, hier nachzulesen und bebildert, nutzbar und ein langer Wunsch wurde Wirklichkeit, das FiveSpeed ging auf die Straße und begleitet mich seit dem fast jeden Tag. Einige Leute wollten einen Review, etwas an Infos und einen Rückblick, was ist gut und was würde ich ggf. anders machen. Hier ist er nun, der Review zum FiveSpeed.
FiveSpeed

Ich liebe es die Geschwindigkeit zu spüren, ohne Hüllen und aus eigener Kraft; besonders die Beschleunigung und das Brennen in den Beinen mag ich, es zeigt mir, dass ich lebe und ich spüre das Leben. Insofern war der Schritt zu einem 28er konsequent und lohnend. Bisher war ich grundsätzlich auf 26ern unterwegs; keine Straßentouren, immer im Gelände. Mit dem FiveSpeed änderte sich dies, was in erster Linie dem Weg an die Arbeit geschuldet war. Dafür habe ich es aufgebaut. Ich fahre täglich, 20km in jede Richtung und habe fast nur Asphalt unter mir und wenig Kampfzonen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Ich suche die auch nicht, aber sie bieten sich ab und an. Dabei ist Fairness wichtig, trotzdem kann man dabei Spaß entwickeln und die eigene Kraft spüren. Darum ist es nicht ungewöhnlich, dass ich bis heute keine „Genusstour“ mit diesem Rad gefahren bin; immer auf Speed. Ich liebe es diverse Leute zu überholen, den Wind beim vorbei ziehen und die schnelle aktive Reaktion zu nutzen.

Dafür ist das Rad super, schnelle Manöver; ein schmaler Lenker gibt mir die Freiheit eine Lücke zu finden und im Wind zu stehen. Die wenigen Gänge haben große Nachteile beim „rund“ treten, machen es aber effektiv und einfach. Auf größeren Touren, 100 – 200km, sind fünf Gänge wenig; entweder hohe Trittfrequenz oder schwerer Tritt, dazwischen gibt es nicht viel. Die feinen Abstufungen des Rennrad gibt es nicht; alles ist die Kraft der Beine und des Kopfes. Trotzdem kann ich sagen, Touren machen Spaß. Ab und an kann ich mich daran gewöhnen. In der noch immer recht neuen Heimat gibt es die Möglichkeit lange Touren zu fahren und wenig Kontakt zu Autos zu haben, so dass man sich auf das Rad konzentrieren kann. Trotzdem sollte man diese Art des Aufbaus nicht mit einem klassischen Rennrad vergleichen und man wird als gewohnter Rennradfahrer die Gänge vermissen.

Der Schatten, ich schlage ihn doch nie

An der Ampel gilt es die Gänge im Auge zu haben. Das vergessen „Runter schalten“ führt dazu, dass man beim Antritt den Blick der Bahnradfahrer imitiert und die Oberschenkel schnell sauer werden. Aber hier kann man mit dieser Nabe etwas Abhilfe schaffen; schalten im Stehen und das Rückwärts treten reichen um den Gang zu wechseln.

On the road

Die Wahl zur Nabenschaltung habe ich bisher nicht bereut; sehr pflegeleicht. Nach Außen keine störenden Teile in der Optik. Ein angenehmes Gewicht – Sprünge sind wunderbar machbar. Ich muss recht viele Bordsteinkanten hoch und runter und das Handling ist nicht wie beim 26er o.ö. – machbar; der schmale Lenker ist dabei nicht förderlich, auch nicht die Haltung, aber es geht mit etwas Gewöhnung gut und sitzt nun.
Die Entscheidung zu den MTP Pedalen war dabei ebenso förderlich; die fahre ich auf allen Bikes, das Händling kennt der Körper im Schlaf und auch der Notabsprung klappt damit gut. Auch hier bin ich sehr zufrieden.
Einzig das Einstellen der Schaltung ist nicht einfach. Viel Feingefühl gehört dazu, am besten beim Fahren fühlen, halten, nachstellen. Jeder Millimeter macht etwas aus und die fehlende Sicht auf das Schalten macht die Einstellung in der Werkstatt schwer. Aber etwas Gefühl und das Nachstellen beim Dehnen des Bowdenzug ist schnell unterwegs erledigt.

Die Fender sind spartanisch und lieber würde ich ohne fahren, schon wegen der Optik. Aber sie bringen etwas, sie schützen mich insbesondere in der Front und im Rückenbereich vor Feuchtigkeit, kein nasser Hintern mehr. Aber man muss wissen, dass das Vorderrad trotzdem Wasser abgibt, die Schuhe sind durch, das Schienbein auch. Also keine Fender für den Anzug zur Arbeit; eine Wechselkleidung oder Überzeug ist wichtig.

Komm zum Schluss … So weit so gut; aktuell kann ich nicht klagen. Es gibt kein Part, was ich nicht wieder so bauen würde. Die Campagnolo Parts sind pure Leidenschaft, dass können andere günstiger und ebenso gut; aber eben nicht für mich und dieses Rad. Die Nabenschaltung ist Geschmackssache; aber ich mag dieses Purismus und trotzdem den Komfort der fünf Gänge; ein wunderbarer Kompromiss. Die Räder haben bisher alles gegeben; keine Sorgen, keine Achten o.ä. und die Speichern sitzen fest. Die Form des Lenker entspricht meinem Stil, sie könnten maximal einem Bullhorn weichen; einen Rennlenker vermisse ich nicht. Ein Rad ist für mich mehr als das Vorankommen, pure Leidenschaft in mechanische Teile gesteckt, die ohne die Kraft und den Geist des Fahrers keinen Wert haben.

Eine neue Leidenschaft habe ich auch schon gefunden, ein Folgeprojekt – aber dazu vielleicht ein andermal.

Von Frank Bültge

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