Web 2.0 wird falsch verstanden

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 17 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Vor eineigen Tagen habe ich einige Gedanken zum Schlagwort „Web 2.0 und die großen IT-Anbieter“ veröffenlicht. Da habe ich mich darüber ausgelassen, wie Unternehmen und ECM-Systemanbieter sich mit der Idee des Web 2.0 auseinander setzen sollten und so ihre Produkte und Plattformen verbessern könnten.
Nun habe ich eine Einladung zur ECM in Frankfurt bekommen, eine Veranstaltung, die von der Computerwoche und der IDG veranstaltet wurde. Dort konnte ich unter anderem neue Lösungen von Microsoft und IBM sehen, die sich mit dem Thema Portal und ECM beschäftigen. Gut gefallen hat mir auch eine Lösung von PIRONET NDH, die auf dem SAP Portal aufsetzt und dieses Portal um CMS und weiter Funktionen erweitert.
Aber darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen, sondern wieder mal um das Thema Web 2.0 .
Vorerst denke ich, dass es im Bereich WebDesign und Blogszene sicher ausreichend Kenntnis zum Thema gibt, aber es wird auch unterschiedlich viel in dieses Schlagwort, welches doch verschieden Ideen verbindet, interpretiert.
Der „gemeine Anwender“ hat vom diesem Begriff noch nie gehört und muss erst nachschlagen, worum es sich dabei handelt. Deshalb nun hier mein Verständnis von Web 2.0 und der „neue“ Bezug in der IT-Welt.

Tim O’Reilly prägte für diesen zweiten, von vielen unbemerkten Internet-Boom den Begriff “web 2.0″.

web-zweinull.de

Immer wieder liest man, Web 2.0 sind neue Technologien, Techniken wie AJAX, Mashups oder API. Aber genau dies ist falsch! Derartige Anwendungen gab es auch schon im „Web 1.0“ und wird es auch in Zukunft geben, wenn auch in veränderter Form, denn auch diese Techniken entwickeln sich weiter. Das Web 2.0 ist doch Kommunikation, der Austausch von Inhalt – Content im modernen Sprachgebrauch. Kommunikation zwischen unterschiedlichen Websiten, Betreibern und Services.
Ein einfaches Beispiel für Web 2.0: Zum Beispiel verstehe ich die Kommentarfunktion, die jede bessere Blogsoftware anbietet, als Web 2.0, denn sie ermöglicht die Kommunikation zwischen verschiedenen Personen. Web 2.0 ist das „MitMachWeb“ – es entsteht Content, ohne dass der Autor etwas dafür machen muss.
Früher war es doch so: der Webmaster hat Content in statische Seiten abgelegt und dann hat man es gelesen oder nicht. Im besten Fall gab es Diskussionen per eMail oder in einem Forum dazu. Oft hat davon der Autor nichts mitbekommen, wenn er nicht ständig seine Backlinks ausgelesen hat. Schade, denn genau das ist doch die Idee des Internets. Ich will nicht nur Content publizieren, ich will diskutieren und damit den Content verbessern.
Ein weiteres Beispiel: Wurde die statische Seite nun online gestellt, so hat man mit ein wenig Glück nach einiger Zeit einen Crawler auf der Seite und wird gegebenenfalls über Suchmaschinen gefunden. Es können also nur relativ wenige User in den Weiten des WWW von der Site wissen.
Mit Web 2.0 kann man seinen Inhalt an entsprechende Services melden – pingen. Damit wird die Website des Pingdienstes gefüllt und User erfahren vom neuen Content. Somit nutzen zwei Gruppen diese Technik. Der Pingservices füllt seine Seite mit Inhalt und der Autor der neuen Seite bekommt eventuell Besucher. Natürlich gehört mehr als ein Ping dazu um mehr Besucher zu bekommen, aber die Vorraussetzungen, an mehr Besucher zu kommen, sind damit viel besser.

Im Weiteren kann man viele andere Anwendungen aus diesem Content generieren, den Leser von Websiten hinterlassen. Über die Funktionen des Taggings kann man zum Beispiel Content dynamisch erzeugen. Ein bekanntes Beispiel dazu ist Amazon – dort können Leser Kritiken zu Produkten hinterlassen und auf der amerikanischen Version kann man zusätzlich Tags vergeben. Aus diesen Tags werden dynamische Inhalte geladen, beispielsweise Bücher, die sich mit den passenden Themen befassen. Es entsteht ein Mehrwert für den Besucher. Und ist es nicht das, was Websitenbetreiber wollen – der Besucher soll bleiben. Mit diesem „angepassten“ Content kann ich den Leser an die Website binden, denn er findet passende Themen.

Was hat dies nun mit den Großen in der IT-Welt zu tun. Nun, die meisten Unternehmen wollen innovative Ideen, wollen neue und bessere Produkte verkaufen – dies erreichen sie durch gute Mitarbeiter, aber auch durch die gemeinsame Arbeit, durch Teamwok. Einzelkämpfer könne auf lange Sicht nicht führend bleiben. Das Know-How steckt in den Mitarbeitern, nur wie soll man dieses Wissen bündeln. Es ist nun mal schlecht möglich alle Mitarbeiter an einen gemeinsamen Tisch zu holen und den Wissenstand zu teilen, und das auch noch regelmäßig.
Genau hier setzt die Idee von Web 2.0 an – Kommunikation. Web 2.0 ist nicht nur Mitmachen im Internet, es kann genauso im Intranet des Unternehmens stattfinden. Ich bündele durch Kommunikation und Diskussion den größten Schatz eines Unternehmens, das Wissen der Mitarbeiter.

Customer Self Service 2.0 – Auf dem Weg zur besseren Kundenkommunikation
Immer komplexere Prozesse werden auf Websites abgebildet und sollen von Kunden intuitiv durchgeführt werden können. Statische Webistes sind dazu nicht in der Lage und mit den „neuen“ Technologien sind bessere Interaktionserlebnisse möglich. Durch AJAX und moderne Technikstandards lassen sich neue Wege beschreiten, die die Benutzerfreundlichkeit der Website optimieren und damit den Kunden zum gewünschten Ziel führen.

Ideen, die ich schon im Artikel „Web 2.0 und die großen IT-Anbieter“ angesprochen habe, könnten für diese Konzentration von Wissen sorgen. Die IT-Bereiche müssten sich nur mit diesen Themen auseinandersetzen und die Möglichkeiten für ein „MitMachWeb“ schaffen.

Auf der ECM-Veranstaltung gab es einen solchen Vortrag und die anwesenden Besucher konnten erfahren, worum es im Web 2.0 geht. Der Referent wollte eigentlich erläutern, ob das Thema Web 2.0 eine Blase oder ein Business Modell ist. Leider ist der Vortrag nicht so gelungen und viele Zuhörer halten das Web noch immer für Spielplätze von Teenies und Blogger für Leute, die nicht wissen wohin mit ihrer Zeit. Trotzdem kam es zu kleinen Diskussionen und einige Besucher zeigten Interesse an der Idee von Web 2.0 – Kommunikation. Dabei konnte beispielsweise die Firma aus Redmond, Microsoft, mit ihrem SharePoint 2007 recht gut überzeugen. Denn da kann jeder Anwender eigene Inhalte erstellen und veröffentlichen. Verknüpfungen zu anderen Dokumenten, Inhalten und vielen anderen Daten können angelegt werden und ebenso lassen schnell andere Mitarbeiter einbinden. Die Kommunikation wird also gefördert. CMS fürs Web, CMS für Intranet und ECM werden miteinander verbunden. Ein tolle Idee, die Unternehmen aufgreifen sollten. Aber das ist nicht die Hauptaufgabe von SharePoint und somit wird hier nur am Rande gekratzt. Vor allem beim Einbinden von Informationen aus anderen Applikationen tut sich die Software schwer.

Web 2.0 ist nur ein Begriff – die Kommunikation sollte im Vordergrund stehen. Wird dies von den ITlern im Unternehmen verstanden, dann ist die Möglichkeit da, dass man das Wissen der Mitarbeiter kennt, bündelt und verwenden kann. Web 2.0 ist als Chance zu verstehen und vielleicht bringt es uns wieder zu den Anfängen des Internets, wo der Browser dem „Schreiben und Lesen“ mächtig waren (Vorgänger von Netscape und die eigentliche Idee des „Interneterfinders“ Tim Berners-Lee).

Von Frank Bültge

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2 Kommentare

  1. Es gibt keine scharfe und exakte Definition davon, was Web 2.0 ist, und was nicht. So ist Web 2.0 nicht nur „Kommunikation“, den die gab es schon weit vor dem Web 1.0, genauso wie „social networks“ und „Communities“. Vielmehr geht es uch darum, mit neuen Ideen *und* neuer Technik, diese im Web abzubilden, um so das Ergebnis und den Nutzen (der am Ende übrigbleibt) auf eine weitere Entwicklungsstufe zu heben.

    Beispiel: YouTube:
    Würden sich alle immer noch mit 14.400er Modems ins Internet einwählen, gäbe es YouTube nicht. Erst die verbesserte Technik (mehr Bandbreite) macht solch ein Videoportal möglich.

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