n+1 oder eine neue Leidenschaft

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 7 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Das Radfahren war schon immer ein Teil von mir, aber die Vielfalt und die Möglichkeiten des Bezugs machen die Liebe zum Rad vielschichtiger, erlebbarer, veränderbarer. Daher habe ich es mal wieder getan, ein neues Rad steht in der Reihe mit Anderen. Ich habe nicht zu jedem Rad bewusst berichtet, in diesem Fall gab es aber Nachfragen, so dass ich gern einige Bilder und Hintergründe darstellen möchte.

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Nach dem Wechsel des FiveSpeed zu SingleSpeed, was ich aktuell als sehr wertvoll schätze, bin ich über ein Rennrad und lange Touren noch immer hauptsächlich auf dem Tagesrad, mit dem ich täglich ins Büro fahre, unterwegs. Das passiert bei Wind und Wetter – ich bin unterwegs. Bisher immer und bewusst ohne Schutzbleche und dementsprechend markiert. Die Jahre gehen so dahin, viel Arbeit fließt damit auch in die Räder, die mir Winter wie Sommer zur Verfügung stehen. Ich werde älter, vielleicht vernünftiger und so wurde die Idee reifer, mal etwas mit Schutzblechen zu fahren. Wenn schon, dann aber richtig und umfänglich. Es sollte mir nicht nur gefallen, es sollte auch tatsächlich für Schmutz schützen. Der europäische Markt gibt da nicht viele Lösungen her. Die lieben Franzosen bauen kaum noch schöne Bleche, die Kopien sind mangelhaft und der Standard im Radladen kann optisch und funktionell nicht mithalten. So verging Zeit, die Suche nach Teilen für dieses Rad kostet Zeit. Letztendlich habe ich mich für alle Teile entschieden und verbaut. Das Zusammenstellen eines Rades ist wesentlich aufwändiger als der Kauf, viel aufwändiger, und man muss selbst entscheiden, die Entscheidung tragen. Aber gerade diese Konsequenz macht mir Freude – so sind auch die anderen Räder der letzten Jahre entstanden. Man kennt dann die Ecken und Ösen, man lernt dazu und wie so oft auch hier:

Die schönsten Sachen im Leben sind Offline.

Das neue Rad sollte mich also sauber transportieren. In dem Umfeld fällt mit sofort Stahl, ein Randonneur ein und so habe ich in diese Richtung gedacht. Jedes Teil wurde nun sorgfältig ausgewählt, Optik, Preis spielen hierbei eine wichtige Rolle für mich. Die Farbe des Rahmens war ein Problem. Die erste Idee es von meinen Kindern verzieren zu lassen habe ich verschoben, da der Kleine (2) schwer den Rahmen trifft. Vielleicht später einmal. Diverse klare Farben kamen mir in den Sinn, aber eben nicht in den Bauch. Dann sollte es mal was mit Pink sein. Pink? OK, fühlt sich gut an, wenn es nicht kitschig, zu prägnant ist. Die erste Idee steht. Andere Unternehmen kommen mit diesem Eye-Catcher an Farbe gut aus, versuche ich es auch. So selektieren sich die Teile, die Idee wächst, wird Realität und irgendwann liegen sie in Reichweite und können verbaut werden. Pinke Radteile sind rar, einiges erstelle ich selbst um die Farbe hier und da wieder erscheinen zu lassen.

Das Bauen zieht sich bei mir hin. Ich genieße es förmlich, will nicht schnell fertig sein und radeln. Das Benutzen der Hände gefällt mir sehr. So baue ich also am Rad, kümmere mich um jedes Teil, lerne wieder einiges dazu und ein Rad entsteht. Die Vielfalt am Rad ist großartig. Jeder kann seine Idee leben, ausleben, überleben. Es gibt kaum Einschränkungen. Hier ist jeder Fahrer sich selbst am nähsten. Bei anderen Transportmitteln finde ich das schwierig oder schwer erschwinglich.

Bei der Technik habe ich mich wieder bewusst für ein SingleSpeed entschieden, die Übersetzung habe ich mit 2.5:1 gewählt. Ein wenig humaner als mein SingleSpeed –  2,7:1. Das Rad ist schwerer, träger, daher diese Entscheidung. Parallel wollte ich erstmals auf Riemen umsteigen, Gates Carbon Drive wurde nun verbaut. Die restlichen Teile wurden entsprechend gewählt, gehen in die Richtung klassischer Radonneurs.

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Ein neues Rad ist geboren. Letzer Feinschliff: Ich versuche mich an der Arbeit mit Leder, welches ich am Lenker und Schutzblech wieder findet. Je Lenkerseite ist es viel Arbeit, Zeit zu investieren, die sich für mich sehr gelohnt hat. Das Rad ist wie es soll. Ein neue Liebe ist entstanden und das Fahren macht Freude, Maße und Masse passen gut. Es gibt wie so oft auch hier Sachen zu verbessern, die ich mir gut merken will – vielleicht gibt es mal wieder einen Aufbau zu erstellen. Nähte sind bewusst an der Oberseite des Lenkers, ich will die Arbeit spüren. Für die Lenkerabschlüsse finde ich nichts passendes, daher erstelle ich mir einige aus Weichholz, die sich gut einsetzen lassen und zum Leder passen.

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Von Frank Bültge

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4 Kommentare

  1. Wenn du alt wirst, wäre vielleicht sowas eine Alternative:

    Ne, mal ernsthaft, ich bin echt begeistert von dem Rad – ich bin leider kein regelmäßiger Radfahrer, unter anderem, da mir meins vor ein paar Monaten aus dem Keller geklaut wurde. Jetzt würde ich mir aber gerne ein neues kaufen und bin mit den Designs, die es so am Markt gibt nicht wirklich zufrieden. Gerade die Mischung aus sportlich und alltagstauglich scheint heute keiner so richtig hinzubekommen – und PLASTIK-SchutzBLECHE sind ja schon an sich ein Widerspruch 😉

    Daher danke für die schönen Bilder deines Bikes, jetzt weiß ich zumindest, in welche Richtung ich mich orientieren kann. Aber noch eine kurze Frage zur Alltagstauglichkeit: eine Federung sehe ich auf den Fotos nicht – wie macht es sich auf verschiedenen Untergründen?

    Ich verbleibe mit einer gehörigen Portion Respekt für dein kleines pink angehauchtes Kunstwerk 🙂

    1. @Mario: Ich finde Federung im Alltag überflüssig, sie schluckt Kraft und Speed, bringt mir aber nur wenig Komfort, was man über Reifen und Fahrstil gut steuern kann.

    2. Kurze Frage, plane mir nämlich auch mir ein neues Rad zu Weihnachten zu gönnen.

      Was hälst du von Fahrradversicherungen? Ist deins versichert oder würdest du das generell empfehlen?

      Beste Grüße

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