Autorengespräch mit Peter Müller – „Little Boxes, Webseiten gestalten mit CSS“

Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 17 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Peter MüllerPeter Müller ist Autor des erfolgreichen Buches „Little Boxes, Webseiten gestalten mit CSS“ und steht im Verlauf dieses Artikels einigen Fragen zur Verfügung.

Wer ist und was macht der Autor? Welche Tipps und Ratschläge gibt er dem interessierten Leser? Das folgende Interview beleuchtet die Person hinter dem Buch und zeichnet, so hoffe ich, ein persönliches Bild vom Menschen Peter Müller.

Herzlich willkommen Peter. Vielen Dank für das Interview und die signierte Ausgabe deines Buches Little Boxes, Webseiten gestalten mit CSS, welches in naher Zukunft in einer neuen Auflage erscheint. Neue Auflage – das heißt, dass Buch ist erfolgreich?

Yep. Mitte Mai 2006 erschienen hat sich die Kunde seiner Existenz seitdem durch positive Rezensionen, Blogs und zufriedene Leser im Internet immer weiter verbreitet. Bei Amazon steht es seit Monaten oben in den Top 10 der CSS-Bestseller.
Im Herbst begannen einige Verlage Interesse an dem Buch zu signalisieren. Ich habe eine Zeit lang überlegt, ob ich das überhaupt machen sollte, habe mich dann aber aus den ver-schiedensten Gründen doch dazu entschieden. Ende Februar erscheint jetzt eine aktualisierte und erweiterte Ausgabe bei Markt & Technik. Mehr dazu weiter unten.

Vielleicht möchtest du dich den Lesern ein wenig vorstellen?

Geboren und aufgewachsen in der nordwestdeutschen Tiefebene (Oldenburg), wohne ich seit einigen Jahren in Groningen/NL. Meine Frau lebt und arbeitet hier, und Groningen ist eine tolle Stadt mit viel Flair.
Was manchmal zu Verwirrungen führt ist, dass ich in Deutschland unterrichte und veröffentliche, aber in Groningen lebe und schreibe. Wie Jens Grochtdreis letztens sagte „Zuerst dachte ich, der kann aber gut Deutsch, der Holländer“. Tja, das liegt daran, dass er gar kein Holländer ist. Oder höchstens ein halber.

Von Berufswegen bist du Dozent und Autor in Groningen/NL. Das Erstellen von Webseiten mit CSS scheint mehr als Leidenschaft zu sein. Wie bist du zum Layouten mit CSS gekommen und was machst du mit diesem Wissen?

Anfang der 90er half mir das Fido-Net bei den Recherchen zu meiner Magisterarbeit über „Star Trek and The American Dream“. 1994 habe ich in der Uni-Bibliothek das erste Mal das Web gesehen, und bin fast vom Hocker gefallen. Seitdem beschäftige ich mich mit Internet, Web und dem Bauen von Webseiten.
Ende der 90er habe ich wie jeder andere auch Webseiten mit Tabellen gebaut, aber schon seit 97/98 drauf gewartet, dass CSS erwachsen wird. Im zweiten Buch („Eigene Homepage optimieren“, Ende ’99) war bereits ein ganzes Kapitel zu CSS mit dem Fazit „CSS statt <font>, positionieren weiterhin mit Tabellen bis die Browser mehr CSS verstehen“.
Im Sommer 2003 habe ich die erste Site mit CSS-Layout gebaut (groningen-info.de), mit absoluter Positionierung. Ein Stochern im Halbdunkel war das damals, wenn ich heute daran zurück denke.

Mich interessiert, wie kommt man auf die Idee und was war der ausschlaggebende Punkt, um das Wissen in ein Buch zu packen?

  1. Ich schreibe gerne.
    Ich habe schon immer Skripte für den Unterricht erstellt und das Ende der 90er auch das erste Mal in ein Buch umgesetzt. „Eigene Homepage erstellen“, damals bei Data Becker, und gleich ein richtiger Bestseller.
  2. Punkt 2 ist, dass ich anscheinend gut erklären kann.
    Ich habe mehr oder weniger durch Zufall 1992 mal eine DOS-Einführung gegeben und bin so ans Unterrichten gekommen bin. Es war eine echte Überraschung, dass das Spaß macht und die Leute verstehen, was ich versuche zu erklären.
    Und dann liegt es nahe, das eine mit dem anderen zu verbinden.

Gerade Themen, die sich mit dem Internet beschäftigen sind sehr schnelllebig und ich stelle mir vor, dass es nicht leicht ist, ein Buch zu einem veränderlichen Thema, wie Layouten mit CSS, zu schreiben. Da muss man sicher schnell sein?

Mit der Schnelllebigkeit im Internet ist das auch so eine Sache. Die Details ändern sich, die Strukturen bleiben.
Einerseits habe ich nach drei Tagen Pause bei einem Blick in meinen Feedreader das Gefühl wochenlang weg gewesen zu sein. Andererseits habe ich 1995 mit Laura Lemays Klassiker HTML gelernt („HTML in 7 days“ oder so), und in dem Buch stehen viele Dinge, die auch heute noch gelten. Man müsste nur mal die Screenshots erneuern und den Text etwas entstauben.
Bei „Little Boxes, Webseiten gestalten mit CSS“ ist das hoffentlich ähnlich. Die „Trennung von Inhalt und Gestaltung“ zum Beispiel wird bleiben, „mehrspaltige Layouts“ hingegen werden in einigen Jahren sicherlich anders realisiert werden (hoffe ich jedenfalls …).

Das Buch kommt recht kompakt daher und enthält doch die wichtigsten Züge um mit CSS-Layouts zu arbeiten, zumindest ist das mein Eindruck und ich finde es sehr gelungen (Deswegen auch die Verlosung, wodurch ich dich kennen gelernt habe.). Wie schwierig ist es, den entsprechenden Inhalt zu wählen und worauf hast du besonders Wert gelegt?

Fachbücher werden viel zu oft von Fachleuten geschrieben, die zwar ihr Fach beherrschen aber weder schreiben noch vermitteln können. Es ist eine Sache, eine tolle Website zu bauen, aber eine andere, jemandem zu erklären, wie sowas geht.
Little Boxes“ ist aus den Seminaren der letzten Jahre gewachsen, in denen viele Teilnehmer immer wieder über die selben Steine gestolpert sind. Die Beispiele im Buch vermitteln Strukturwissen, und wenn jemand die Strukturen begriffen hat, kann er sich die Details selbst erarbeiten.
Umgekehrt ist Detailwissen ohne ordnende Strukturen drumherum wie ein Tausend-Teile-Puzzle, wo nur Schnee drauf ist. Woher soll man wissen, welches Teil wohin gehört?

Was ist die Idee hinter dem Buch und wen willst du vorrangig damit erreichen?

Ich bin oft nach einem guten Einsteigerbuch für CSS gefragt worden, und da es das meines Erachtens noch nicht gab, habe ich irgendwann beschlossen, das selbst zu schreiben.
Erreichen will ich damit eigentlich alle, die gerne Webseiten bauen (wollen). Das ist ein Grund mit für den Wechsel zu einem Verlag. Das Web ist ein phantastisches Medium und es hat einfach Besseres verdient als <font> und <table>.

Was sollte der geneigte Käufer für Vorkenntnisse haben?

So wie es im Vorwort namens readme.txt steht: „Die einzige wirkliche Voraussetzung ist Inte-resse am Web und Spaß am Lernen. Außerdem sollte man sich bei einer hexadezimalen Farbangabe wie #f3c600 nicht erschrecken.“
Aber ich habe auch schon gestandene Webdesigner erlebt, die durch die Lektüre von „Little Boxes“ regelrechte Erleuchtungen hatten und sich danach wünschten, das Buch schon vor Jahren gelesen zu haben.

Dein Buch ist schon seit einer Weile auf dem Markt und kommt im Februar/ März in einer neuen Auflage auf den Buchmarkt. Wird es viele Veränderungen geben?

Ja und nein. Der Charakter von „Little Boxes“ bleibt erhalten, auch wenn es wahrscheinlich gut hundert Seiten mehr haben wird. Ein Teil davon kommt durch das sehr gut lesbare (und viel schickere) Layout, und ein Teil durch neue Inhalte.
Die meisten inhaltlichen Ergänzungen drehen sich ums Layouten per CSS: „float und clear“ wird in einem eigenen Kapitel vorgestellt, und auch die mehrspaltigen Layouts werden viel ausführlicher behandelt.
War „Little Boxes“ in der ersten Ausgabe eine sehr gute CSS-Einführung mit ein bisschen Layout hinten dran, so ist der Abschnitt zum Layout jetzt genauso ausführlich (und ich denke auch genauso gut) wie der Rest.

Was verbindest du mit dem Verkauf, die Abgabe an einen Verlag, des Buches?

Ich habe mich lange gefragt, ob ich auf die Angebote der Verlage überhaupt eingehen soll. Das Buch kostet demnächst zwar fünf Euro mehr, aber ich selbst verdiene pro verkauftem Exemplar wesentlich weniger als bei der ersten Ausgabe. Und mit der Unterschrift habe ich die Rechte am Text abgegeben.
Letztendlich waren drei Gründe ausschlaggebend:

  • Die Präsenz im Buchhandel, die ohne Verlag einfach nicht gegeben ist.
  • Mit einem Verlag im Rücken kann „Little Boxes“ vielleicht auch außerhalb des deutschen Sprachraumes Verbreitung finden.
  • Ich kann mich in 2007 wieder mehr aufs Schreiben konzentrieren, und muss mich nicht mehr so viel mit dem ganzen Drumrum beschäftigen.

Von Frank Bültge

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4 Kommentare

  1. Ich hatte ja das Glück hier die in Anführungsstrichen alte Version des Buches zu gewinnen und muss sagen, dass es so geschrieben ist, dass auch ein Laie die manchmal schwierige Materie verstehen und vor allem umsetzen kann.

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